Anti-Porno-Bewegung: Lust an der Enthaltsamkeit

SPIEGEL 24.10.15

Bis zu sechsmal am Tag masturbierte Alexander Rhodes zu Pornos. Dann entsagte er den Sexfilmchen und gründete “NoFap”. Credo der Bewegung: Pornos machen süchtig. Bewiesen ist das nicht.

Mit dem Internet kam auch die Pornografie. Wegen des World Wide Web dürfte Porno heute Mainstream sein und Deutschland liegt dabei weltweit an der Spitze. Laut Webtraffic-Analysen ist jede zehnte aufgerufene Webseite hierzulande eine Pornoseite. Bei einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung 2009 kam heraus: 60 Prozent der Männer und circa zehn Prozent der Frauen konsumieren täglich oder zumindest wöchentlich Pornografie.

Nun regt sich eine neue Anti-Porno-Bewegung. Diesmal nicht unter Feministinnen, sondern unter jungen Männern. “NoFap” nennt sie sich – von “to fap”, Englisch für masturbieren. Ihre Anhänger bezeichnen sich als Fapstronauten. Sie glauben, dass exzessiver Pornokonsum schlecht für Gesundheit und Psyche ist. Ihr Gegenmittel: Verzicht auf Pornos und Masturbation – zumindest zeitweise. … Das Ziel ist der Reboot, “der Prozess, das Gehirn wieder auf Werkzustand zu setzen”…

Porno-Sucht ist nicht offiziell anerkannt. Aber es gibt “eine Reihe von Aktivitäten im Internet, die im Verdacht stehen, süchtig zu machen”, so der Suchtforscher Hans-Jürgen Rumpf. Neben sozialen Netzwerken und Computerspielen ist das auch der Konsum von Pornografie. Auch der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch sagt: “Nach meiner klinischen Erfahrung gibt es süchtige Verläufe des Pornografie-Konsums, die zur Beziehungs- und Arbeitsunfähigkeit führen.”

http://www.spiegel.de/gesundheit/sex/anti-porno-bewegung-die-lust-an-der-enthaltsamkeit-a-1058257.html