Fall: Kein Sex seit 11 Jahren
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7. November 2014 um 10:31 Uhr #2651
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21. Dezember 2014 um 16:01 Uhr #3003Peter WalzbergGast
Kurzfassung:
eine besondere Situation, führt zu einer besonderen Reaktion bei ihr. Er reagiert besonders auf ihre Reaktion. Besonders lang halten beide durch um in einer besonderen Situation, besonders viel Sex zu haben. Beide sind bessonders überrrascht und suchen sich eine besondere Intervention….für eine besondere, EINZIGARTIGEN Lösung.
Oder lang:
zu 1. Klar können Menschen in ein Konflikt geraten ohne aus der Vergangenheit Prädikatoren zu besitzen. Friedrich Glasl beschreibt das in seinen Eskalationsstufen. Meist fehlt ja bei einer Kränkung die Fähigkeit reflektiert und besonnen zu reagieren, dies führt oft zur nächsten Stufe der Eskalation, oder es werden Stufen übersprungen… zum Beispiel: von der Situation direkt zu Stufe 5. Gesichts-verlust. Nach und nach werden die Sutfen 1. bis 5. dann „nachgeholt“.
- Verhärtung Die Meinung und Standpunkte verhärten sich, aber es haben sich noch keine starren Lager gebildet.
- Debatte/ Polemik Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Handeln statt, ebenso langatmige Debatten und taktische Verhaltensweisen. Die Standpunkte verhärten sich.
- Taten statt Worte Jetzt helfen nur noch Taten: Keine Partei will nachgeben, beharrt auf dem eigenen Standpunkt und erwartet, dass der Gegenüber die Meinung übernimmt. (Worin liegen die Taten, das Handeln?)
- Images und Koalitionen Der Gegner wird zum Feind und die „Lager“ spalten sich.
- Gesichtsverlust Der Gegner wird öffentlich bloßgestellt und diffamiert. (Oder fühlt sich so)
- Drohstrategien Drohungen werden gegenseitig ausgesprochen, sogenannte „Stolperfallen“ gelegt
Zu 2. Ich finde das durch die „Paradoxe Intervention“ die Wirksamkeit hoch war weil die Problematik als Normalität erklärt wurde. Somit konnten beide ihre eigenes Gesicht behalten. Keiner musste nachgeben. Anders formuliert: Die Intensität der Verweigerung wurde zu Gunsten von Sex im Urlaub umgewandelt.
Zu 3. Eine Paradoxie ist eine Paradoxie… also wie Paradox wäre es das eine paradoxe Intervention von einer Frau „paradoxer“ oder nicht „paradoxer“ wirkt als von einen Mann.
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15. Februar 2015 um 10:23 Uhr #3297Sevda AycicekGast
Ein paar Fragen zur „Paradoxen Intervention“: War sie denn wirklich erfolgreich? Konnte das Paar dieses Angebot annehmen in einer sexlosen Beziehung zu leben bzw. nur noch Sex im Urlaub zu haben? Haben sie sardischen Sex in Hamburg? Wie war die erste Reaktion auf diese Idee?
Ich finde eine humorvolle Begegnung in der Therapie auch sehr wichtig und ich finde es ist eine erleichternde Antwort zu sagen „Macht doch nix. Sie müssen ja auch nicht.“ Das Entpathologisieren kann die Stimmung sicher auflockern. Aber kann das Paar das als Antwort auf ihr Problem annehmen? Oder kommt es sich „veralbert“ vor? Schließlich möchten ja offensichtlich beide das Problem in Therapie lösen? Ich finde es als einen ersten humorvollen Schritt recht gut, hätte aber zur Lösung des Problems „Sex in Hamburg“ wahrscheinlich woanders angesetzt.
Zur Frage ob die paradoxe Intervention deshalb erfolgreich war, weil sie eine trotzige Autonomie-Reaktion hervorgerufen hat (Frage 2): Ich glaube das man dieses Problem oben nicht als Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt betrachten muss. Man kann auch vereinfachend feststellen, dass beide Partner durch ihr Verhalten in eine Wechselwirkungspirale geraten sind, und beidseitig, zirkulär durch ihr Verhaltensmuster das Problem aufrechterhalten. Dafür muss man sich, meiner Meinung nach, auch nicht in die partnerschaftliche Vorgeschichten begeben, und nach belastenden Ereignissen in der Vergangenheit suchen, sondern das Problem findet in der Gegenwart statt (zur Frage 1). Was hier wirksam sein kann ist einfach die aufrechterhaltenden Muster zu erkennen und zu intervenieren im Sinne einer Musterdurchbrechung. Beispiele für ähnliche Musterdurchbrechungen wären zum Bsp.: „Wie würde ihre Partnerin reagieren wenn sie sich das nächste Mal wenn sie Avancen macht einfach verführen lassen?“ Oder „Was glauben sie würde ihr Partner denken, wenn sie das nächste Mal wenn sie einen Korb bekommen, einfach sagen „Das Angebot steht noch.““
Zur Frage eins: 1. Kann ein auslösendes Ereignis, wie die verhinderte Küchensexszene, dazu führen, dass Menschen in einen eskalierenden Konflikt einsteigen, aus dem sie nicht mehr allein herauskommen?
Ja, natürlich kann ein auslösendes Ereignis zu so etwas führen, aber es braucht auch nicht immer ein auslösendes Ereignis bzw. das Ereignis allein führt nicht zur Aufrechterhaltung des Konfliktes (und das Wissen um das auslösende Ereignisses auch nicht unbedingt zur Lösung). Betrachtet man das Problem aus der Perspektive zirkulärer Wechselwirkungen, verliert es an Bedeutung wann, welches Ereignis die Spirale ausgelöst hat. Wichtig ist nur das beide Partner an der Aufrechterhaltung durch spezifische Verhaltensmuster beteiligt sind.
Zu Punkt 3: Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn ich nicht ein Mann, sondern eine Paartherapeutin wäre?
Diese Frage verstehe ich nicht ganz. Worauf bezieht sich die Genderperspektive? Auf die Wirksamkeit der paradoxen Intervention? Die Wahl der Intervention seitens der Therapeutin? Was ist hier die Hypothese?
Liebe Grüße,
S. Aycicek
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