Erfahrung „vaginistischer“ Frauen bei gynäkologischen Untersuchungen

[Eva Frank-Noyon]

Als Sexualtherapeutin arbeite ich gerne und häufig mit Frauen, die unter Vaginismus leiden. Meiner Erfahrung nach lässt sich diese Störung sehr gut und sehr erfolgreich behandeln. Umso erstaunter und besorgter bin ich, dass die Frauen immer wieder davon berichten, wie lange sie, trotz intensiver Suche nach Antworten auf die Frage „was stimmt nur nicht mit mir?“ erfolglos nach einem kompetenten Ansprechpartner suchen. Selbst Gynäkologen scheinen oftmals auf diesem Gebiet unzureichend geschult und nicht in der Lage zu sein, einen Vaginismus zu erkennen. Schlimmer noch: heute berichtete mir eine Klientin, die nach erfolgreicher Vaginismus-Behandlung endlich ihren Kinderwunsch wahr werden lassen wollte, schwanger wurde, leider jedoch in der 6 Woche Blutungen, starke Schmerzen und Verdacht auf eine Eileiter-Schwangerschaft hatte, davon, wie verständnislos und genervt die behandelnde Gynäkologin während der Untersuchung auf die vaginistische Symptomatik reagierte. Und das, nachdem sie bei der Blutabnahme noch sehr freundlich fragte, ob die Patientin Blut sehen kann oder lieber wegschauen möchte. Dies ist bereits der zweite Vorfall in kurzer Zeit, bei dem eine Klientin, die unter Vaginismus leidet in dieser Klinik eine derartige Erfahrung berichtet. Mich würde interessieren, ob Kollegen und Kolleginnen ähnliche Erfahrungen machen oder nur die Hessen dieses Problem haben. Wie gehen Sie damit um? Haben Sie sich vernetzt? Gibt es Interessierte in Hessen, die sich hierzu gerne vernetzen würden?

[Regine Breier]

Liebe Frau Frank-Noyon,
ich kann nur bestätigen, dass vaginistische Paare oft eine lange Leidenszeit hinter sich haben bevor sie an der richtigen Stelle landen.
Ich bin in Ulm/BW als Gynäkologin, Paar- und Sexualtherapeutin tätig. Daher sehe ich viele Paare mit entsprechenden Problemen. Für mich ist es immer wichtig den Paaren klar zu machen, dass sie sich erst überlegen sollen, ob sie ihr sexuelles Problem oder den Kinderwunsch angehen wollen. In meiner Umgebung gibt es verschiedene IVF-Zentren und die Kollegen sehen das zumindest zum Teil ähnlich wie ich. Dieser Tage sagte aber eine Patientin am Telefon zu mir, dass sie ihr Geld lieber erst für das Kinderwunschzentrum ausgeben möchte als für die Paartherapie. Das ist dann nach meiner Meinung für die Paarentwicklung sehr schade, denn mit dem Kind wird es ja dann nicht besser. Also dieser Kollege hatte sie sehr wohlwollend an mich verwiesen. Ein anderes Paar ist bei mir gerade in Therapie und hat sich erst mal gegen den Kinderwunsch entschieden, die waren bei mir zu einer Probesitzung und haben sich dann nochmals mit ihrem IVFZentrum im Stuttgarter Raum beraten. Ich denke eine Vernetzung mit Kollegen ist sicher sinnvoll. Manche Kinderwunschzentren sind eben immer noch sehr pekuniär ausgerichtet. In meiner Umgebung habe ich aber das Gefühl, dass ein gewisses Umdenken stattfindet. Ich habe Kollegen – auch aus anderen Fachrichtungen direkt angeschrieben und stehe mit denen die mir Klienten geschickt haben auch in telefonischem Kontakt. So hat sich mittlerweile eine kleine aber feine Community ergeben. Ich denke wir sollten einfach in unserem Umfeld die Flucht nach vorne antreten.

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